POP
C D s
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NEUES AUS
DER MUSIKWELT
GEHEIMTIPP
M arkéta Irglovä
MUNA
Anti/Indigo CD
(52’)
Für den Song „Falling Slowly“ aus
dem Kinohit „Once“ gab’s einen
Oscar und Prophezeiungen einer
steilen W eltkarriere, doch daraus
wurde bisher nichts. M arketa Irg-
lovas Solodebüt „Anar“ w ar eine
Enttäuschung, und der kitschige
Nachfolger „M u n a“ bleibt eben-
falls weit hinter den Erwartungen
zurück. Hier begibt sich die Tsche-
chin au f eine spirituelle Suche,
strebt nach A ntw orten auf die
letzten Fragen - und verhebt sich
gewaltig. Denn statt Erleuchtung
erw arten den Hörer rührselige
N ew -A g e-K lan g tep p ich e
sam t
W ellenrauschen,
W algesängen
und verschwurbelten Thesen über
Heilige, Engel und Gott.
hake
MUSIK ★
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KLANG ★
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Black Strobe
GODFORSAKEN ROADS
BlackStrobe/!K7/Al ive CD
Als LP geplant
(55')
Nach diversen Abstechern in elekt-
ronische Gefilde reaktiviert Arnaud
Rebotini seine alte Band Black
Strobe. Auf dem zweiten Longplay-
er seit
2 0 0 7
verbindet der franzö-
sische Keyboarder harte Rockriffs
mit Loops und Dance-Beats. Das
ernüchternde Ergebnis: konven-
tioneller Bluesrock mit modernen
M itteln, dem es nur leider erheblich
an Originalität mangelt. W eder die
Stim m e des Frontmanns noch die
Songideen sind überragend. Eine
CD, die auf ganzer Linie enttäuscht
und zum Vergleich m it Depeche
M odes
jüngstem
M eisterstück
„D elta M achine“ gar nicht erst
anzutreten braucht.
wz
MUSIK ★ ★ ★ ★
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KLANG ★
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U ly & M adeleine
FUMES
Asthmatic Kitty/Cargo CD (V.Ö.: 24.10.)
(37’)
Auch als LP erhältlich
Seit Paul Sim on die Roches für
„There
Goes
Rhym in’
Sim on“
verpflichtete und die New Yorker
Schwestern mit der
1 9 7 9
von Robert
Fripp in audio vérité produzierten
LP bei Kennern Kultstatus genie-
ßen, müssen sich vergleichbare En-
sembles an dieser Klasse messen
lassen. M it dem Debüt schwangen
sich Lily & M adeleine dank der
Songs in exzellenter Produktion
zu vergleichbarer sängerischer
Ausnahmeklasse auf. Diesen Zau-
ber verströmt op.
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nicht immer. In
weithin akustischen Arrangements
w ie bei der EP und LP zuvor hätte
der Liebreiz dieser Stim men noch
m ehr betört.
F. Sch.
Johanna B orchert
FM BIOGRAPHY
Yellowbird/Soulfood CD
(44’)
Noch m inim alistischer kann man
Songs eigentlich kaum noch anle-
gen. Auf dem fantastischen neuen
Soloalbum verknappt S än gerin/
Pianistin Johanna Borchert das
Gefüge ihrer Experim entalm usik
bis zum Gehtnichtmehr, lässt alles
w eg, was nicht unbedingt erfor-
derlich ist. Auf der anderen Seite
setzt sie ihre reduzierten Kompo-
sitionen mit einem Klangreichtum,
mit einer Ideenfülle und kreativen
Freiheit um, die aus sehr w enig
schnell unglaublich viel machen.
Gitarrengigant Fred Frith steuert zu
den atmosphärischen Avantgarde-
Songs der gebürtigen Berlinerin
Saitensounds mit Sprengkraft bei.
hake
MUSIK ★ ★ ★ ★
KLANG ★ ★ ★ ★
MUSIK ★ ★ ★
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KLANG ★ ★ ★
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Macy Gray
THE WAY
Happy Mel Boopy Touring/Rough Trade CD
(41’)
M it dem „W eg“ im Album titel ist
natürlich nicht irgendein er ge-
meint, sondern der sehr persön-
liche von Macy Gray. Auf gewohnt
hohem
künstlerischem
Niveau
handelt op.
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der Amerikanerin von
ihrem Wachsen als Frau, dreifache
M utter und Sängerin. Sie erfindet
sich im Kraftfeld von R ’n’ B („I Miss
The Sex“), Neosoul („First Tim e“),
Discofunk („Hands“) und Blackrock
(„Bang Bang“) mal wieder neu und
greift dazu Themen auf, die vielen
Geschlechtsgenossinnen aus der
Seele sprechen werden. Auf ihre
Ansichten zur weiblichen Unabhän-
gigkeit dürfte das ebenso zutreffen
wie auf die zur Frauenrolle in Lie-
besfragen von heute.
hake
MUSIK ★
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KLANG ★
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Nadine M aria Schm idt &
Frühmorgens am M eer
LIEDER AUS HERBST
BSC Music/Rough Trade CD
(56’)
Japaner haben die schöne Tradition
des „M om ijigari“, eines Herbstaus-
flugs, der einzig und allein dem
Betrachten gefallener Blätter dient.
Nadine M aria Schmidts jüngstes
Crowdfunding-Produkt liefert den
passenden Soundtrack für solch
einen Spaziergang im Oktoberlaub.
In eigenwilligen poetischen Liedern
zwischen Kam m erfolk und Ange-
jazztem singt die Leipzigerin hier
von modrigen Hallen („Alter Mann
- was nun?“) und Einsamkeit auf
dem M eer („Von Bord“), von losen
Zähnen („Johanna“) und dem na-
hen Tod („Im Herbstwind“). Musik
für Zeiten des Abschiednehmens.
hake
MUSIK
KLANG ★ ★ ★
Kasar
W ALKON
Sonar Kollektiv/Al ive CD (als LP geplant)
(42’)
Reduktion auf das W esentliche
schafft Klarheit und Transparenz.
Aber nicht nur der luftige Sound
fasziniert auf Arnold Kasars „W alk
On“, hier werden auch gute Ideen
umgesetzt. Zwei Jahre nach „The
Piano Has Been Sm oking“ kom -
biniert der aus dem Schwarzwald
stammende Musiker und Sound-In-
genieur sein solistisches Pianospiel
in m elancholischen Instrum en-
tal-Miniaturen wie dem ätherischen
„Jungholz“ m it m elodiösen, von
Keyboards getragenen und m it
sonorer Stim m e intonierten Bal-
laden wie „So-Called Lover“. Gast-
sängerin Lisa Bassenge veredelt
das vergleichsweise beschwingte
„Dance To The M allet“.
wz
MUSIK ★ ★
KLANG ★ ★ ★ ★
134 STEREO 11/2014
★ ★ ★ ★ ★ hervorragend I ★ ★ ★ ★ sehr gut I ★ ★ ★ solide I ★ ★ problem atisch I ★ schlecht